Pressespiegel

Großbaustelle in Jena Deutsche Optische Museum

By 7. August 2025August 13th, 2025No Comments

Genau vor einem Jahr war Spatenstich in Jena, seitdem wird an dem künftigen Deutschen Optischen Museum (D.O.M.) gebaut. Das neue interaktive Leitmuseum für Optik und Photonik soll ein Aushängeschild für das moderne Thüringen werden. Doch die Fertigstellung verzögert sich nun bis in das Jahr 2028, verbunden mit einer Kostenerhöhung. Grund dafür sind unvorhergesehene Überraschungen im Baugeschehen, wie Gründungsdirektor Timo Mappes ausführt.

Ein Hauptproblem stellt der Untergrund des Neubauareals dar, das im Schwemmgebiet der Leutra liegt. Hier wurde ein extrem hoher Sulfatgehalt im Boden entdeckt, der von den vorab beauftragten Bodengutachtern nicht erkannt wurde. Dieser hohe Schwefelgehalt erforderte eine spezielle Betonmischung, die langfristig stabil bleibt, auch unter den ungewöhnlichen Bedingungen. Die Entwicklung und Produktion dieser neuen Mischung gestalteten sich aufwendig und verlängerten den Bauablauf. Außerdem führte der Einsatz dieser speziellen Betonart zu einem höheren Verschleiß der Baugeräte, was wiederum zusätzliche Kosten verursacht.

Zusätzlich sorgte eine weitere Entdeckung für Verzögerungen: Beim Einbringen der sogenannten Bohrpfähle in die Baugrube verschwanden mehrere Kubikmeter Beton, weil sich darunter unerwartete Hohlräume befanden. Diese natürlichen Höhlen mussten aus Sicherheitsgründen komplett verfüllt werden, was den Zeitplan weiter belastete. Die Tragwerksplaner der Ingenieurgruppe Bauen – unter anderem bekannt durch die Sanierung der Berliner Museumsinsel – bezeichneten die Baugrube als eine der komplexesten, mit der sie je zu tun hatten. Aktuell wird jede mögliche Einsparung genau geprüft, um die Kosten unter Kontrolle zu halten.

Parallel zu den Herausforderungen am Neubau laufen umfangreiche Arbeiten im historischen Stammhaus des Museums, der ehemaligen Optikerschule von 1924. Die ursprünglichen Decken sind nur für eine Traglast von 200 Kilogramm pro Quadratmeter ausgelegt, während für öffentliche Gebäude 500 Kilogramm vorgeschrieben sind. Zur Verstärkung kommt hier erstmals in Thüringen Carbonbeton zum Einsatz, ein moderner Verbundwerkstoff, der 2016 mit dem Deutschen Zukunftspreis ausgezeichnet wurde. Im Gegensatz zu herkömmlichem Stahlbeton ist die Carbonbeton-Schicht nur etwa einen Zentimeter dick und damit praktisch unsichtbar. Sie ermöglicht eine deutliche Traglaststeigerung bei minimaler Materialstärke und reduziert zugleich den ökologischen Fußabdruck des Projekts. Diese innovative Technik macht das Gebäude zu einem Vorreiter in der Region.

Trotz der Verzögerungen und zusätzlichen Aufwendungen spricht Gründungsdirektor Mappes von keiner „immensen Baukostensteigerung“. Ursprünglich sollte das Museum das Gebäude nur anmieten, doch mit der Gründung der Stiftung Deutsches Optisches Museum übernahm man die Bauherrenschaft selbst. Damit entfällt künftig die Mietbelastung, was langfristig Kosten spart. Die genaue Höhe der Mehrkosten müsse noch sorgfältig ermittelt werden. Klar ist jedoch: Die baulichen Herausforderungen und die innovative Sanierung machen das D.O.M. zu einem besonderen Projekt, das weit über die reine Museumsfunktion hinausgeht und zugleich den Fortschritt in Technik und Baukultur dokumentiert.

Mit der Verschiebung der Eröffnung bis 2028 müssen sich Jena und seine Besucher noch etwas gedulden, bis das neue Haus seine Türen öffnet – doch die Aussicht auf ein modernes Museum mit interaktiven Ausstellungen und spektakulärem Design bleibt ungebrochen. Die Fassade des Neubaus wird zudem vom international renommierten Künstler Ólafur Elíasson gestaltet, der dem Gebäude eine besondere ästhetische und symbolische Note verleihen wird. Damit verspricht das Deutsche Optische Museum nicht nur ein technisches, sondern auch ein kulturelles Highlight für Thüringen und darüber hinaus zu werden.

Erschienen am 07.08.2025 auf mdr.de

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