Pressespiegel

Stufen und Steine fürs Museum Umbau in Winterthur von Heike Hanada und Ayse Erkmen

By 31. Juli 2025August 12th, 2025No Comments

Das „Museum Oskar Reinhart“ gibt es nicht mehr. Denn seit 2017 ist die Museenlandschaft in Winterthur umstrukturiert worden, und so sind drei Museen unter der Dachmarke „Kunst Museum Winterthur“ zusammengefasst worden: das Museum Oskar Reinhart, das Kunstmuseum Winterthur und die Villa Flora. Aufgrund seiner zentralen Lage und Bahnhofsnähe eignet sich das Reinhart am Stadtgarten, wie das Museum nun heißt, als Auftakt für den Rundgang durch alle drei Häuser.

Für die Wiedereröffnung im März 2025 wurde der markante Neorenaissance-Bau von 1842, zuletzt 1995 modernisiert, grundlegend saniert. Ziel war es, das Erdgeschoss funktional und gestalterisch neu zu ordnen, den Zugang zum Stadtgarten zu öffnen und die Barrierefreiheit zu gewährleisten. Anstelle eines klassischen Wettbewerbs initiierte die Stadt Winterthur 2020 einen selektiven Studienauftrag, aus dem das Konzept „Steps and Stones“ der Berliner Architektin Heike Hanada und der Künstlerin Ayşe Erkmen als Sieger hervorging.

Kernstück sind zwei neue Treppenanlagen aus hellgrauem Ortbeton, die über die bestehenden Stufen gelegt wurden und die unterschiedlichen Eingangssituationen aufnehmen, zugleich aber gestalterisch verbinden. Im Inneren greifen drei massive Betonblöcke die Formensprache auf und dienen multifunktional als Treppe, Bank, Tisch oder Ablage. Eine sichtbare Fuge trennt den neuen Beton bewusst vom historischen Bestand. Ergänzt werden die klaren, horizontalen Linien durch fast prunkvoll wirkende Lichtobjekte des belgischen Künstlers Koenraad Dedobbeleer, die sowohl auf die Bedeutung von Licht in der Kunstwahrnehmung verweisen als auch an Straßenlaternen erinnern, um die Grenze zwischen Außen- und Innenraum aufzulösen.

Neben diesen gestalterischen Eingriffen wurden die Haustechnik, Lichtanlagen sowie Brandschutz- und Sicherheitsstandards auf den neuesten Stand gebracht. Zusätzliche Sammlungsräume entstanden, die alten Glaslichtdecken im zweiten Obergeschoss blieben erhalten, und für die erste Etage wurde ein spezielles Lichtsystem entwickelt, das mit der historischen Heizdecke harmoniert. So präsentiert sich das Museum heute offener, funktionaler und architektonisch wie künstlerisch bereichert als Tor zum Kunst Museum Winterthur.

Erschienen am 31.07.2025 auf baunetz.de

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