Pressespiegel

KZ-Gedenkstätte Gusen

By 31. Juli 2025August 12th, 2025No Comments

querkraft gewinnen Wettbewerb in Oberösterreich

Das Konzentrationslager Gusen, rund 15 Kilometer östlich von Linz, war ab 1939 ein Ort systematischer Vernichtung – über 35.000 Menschen wurden hier bis zur Befreiung im Mai 1945 ermordet. In den Nachkriegsjahrzehnten verschwanden viele bauliche Spuren fast vollständig. Heute erinnern nur ein betoniertes Denkmal von 1965 und ein kleines Besucherzentrum von 2005 an den ehemaligen Tat- und Leidensort.

Nun erhält Gusen eine neue Form des Gedenkens. Die Burghauptmannschaft Österreich lobte einen EU-weiten Wettbewerb aus, um historische Substanz zu sichern, architektonische Zeichen zu setzen und das Areal landschaftlich wie erinnerungskulturell zu entwickeln. Den ersten Platz holten querkraft architekten aus Wien gemeinsam mit Kieran Fraser Landscape Design sowie den Künstler*innen Peter Sandbichler und Sabine Dreher. Ihr Konzept basiert auf einem Masterplan, der in einem breit angelegten Beteiligungsprozess entstand. Vorgesehen sind ein neues Ankunftsgebäude, ein Raum der Stille, die Neugestaltung des Appellplatzes und eine verbindende Gestaltung der drei räumlich getrennten Teilstandorte.

Der Siegerentwurf setzt auf Zurückhaltung und Klarheit. Das langgestreckte Ankunftsgebäude fügt sich in eine bestehende Böschung, seine Fassade aus rötlich eingefärbtem Sichtbeton und vertikalen Metalllamellen zieht sich als Leitmotiv durch das gesamte Areal. Ein offener Korridor mit roten Betonmauern verläuft entlang der Grundstücksgrenze, schirmt das Gelände von Wohnsiedlungen und Gewerbe ab und leitet die Besucher zum neu gefassten Appellplatz. Dort markieren Linien im Boden den Standort früherer Baracken, Mauern und Zäune.

Von hier führt der Weg weiter zur Ruine des Schotterbrechers und schließlich in ein bewaldetes Areal, wo der pavillonartige Raum der Stille den Rundgang abschließt. Eine massive Betonplatte auf filigranem Stabwerk bietet Raum für Rückzug und lässt den Wechsel der Jahreszeiten spürbar werden. Auch das Memorial von 1965 und der ehemalige Stolleneingang in St. Georgen werden neu ins Gesamtkonzept eingebunden. Wiederkehrende Gestaltungselemente wie die im Boden markierte Schleppbahn schaffen Verbindungen zwischen den einzelnen Orten.

Das Projekt soll ab 2026 schrittweise umgesetzt werden. Die Kostenobergrenze liegt bei 22,6 Millionen Euro.

Von Gertje Koslik | Erschienen am 31.07.2025 auf baunetz.de

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