Der Entwurf für das neue Opernhaus in Hamburg wird von Kritikern mit einem geplanten Konzertgebäude in Prag verglichen – behauptet wird, der Siegerentwurf der Bjarke Ingels Group sei stark angelehnt an das zuvor entwickelte Prager Projekt.
In Hamburg sorgt derzeit eine heftige Architekturdebatte um den Siegerentwurf für die geplante neue Oper in der HafenCity. Der Entwurf stammt von der Bjarke Ingels Group (BIG), und Kritiker werfen dem Projekt vor, es sei eine fast spiegelbildliche Kopie eines Entwurfs, den das Büro bereits für ein Konzertgebäude in Prag realisiert hat. Insbesondere die gefaltete Dachlandschaft mit begehbaren Rampen und die luftige, spiralförmige Struktur erinnere stark an die Prager Philharmonie.
Mehrere Stimmen aus Politik und Architektur weisen darauf hin, dass diese Ähnlichkeiten nicht zufällig sein könnten. Die CDU-Abgeordnete Anke Frieling merkte an, dass eine gewisse „Ähnlichkeit nicht von der Hand zu weisen“ sei. Gleichzeitig betont die Kulturbehörde, dass die Jury sehr wohl die Arbeiten der beteiligten Architekturbüros kannte – und dass die eingereichten Entwürfe durchaus eigenständige Aspekte aufweisen.
Aus Sicht von Architekturkritikern ist das eigentliche Problem jedoch weniger das mögliche Plagiat, sondern das Verfahren selbst: Der Mäzen und Baufinanzierer Klaus-Michael Kühne hatte maßgeblichen Einfluss bei der Auswahl des Siegerdesigns, was Fragen nach Transparenz und Unabhängigkeit aufwirft. Einige Beobachter sehen hierin eine demokratische Schwäche – eine Entscheidung, die über das Gremium der Fachjury hinaus durch finanzielle Macht geprägt wurde.
Die Debatte zeigt, dass bei Großprojekten im Kulturbau nicht nur gestalterische, sondern auch ethische und politische Dimensionen eine Rolle spielen. Während Befürworter das Design als spektakulären Entwurf mit hohem Symbolwert loben, fordern Kritiker mehr Eigenständigkeit und Kreativität für dieses neue Wahrzeichen Hamburgs.
Von Peter Kleffmann | Erschienen am 19.11.2025 auf ndr.de
