Das Lindenau-Museum im thüringischen Altenburg plant einen radikalen Umbau. Der Palast im Stil der Neurenaissance soll einen neuen, transparenten Sockelbereich erhalten, der nichts mit der architektonischen Ordnung des historistischen Prachtbaus zu tun hat.
Dieser wurde 1856 vom Herzog von Sachsen-Altenburg in Auftrag gegeben und von Julius Robert Enger als Neurenaissance-Palast nach dem Vorbild der Dresdner Gemäldegalerie entworfen. Das Museum hat zwei Hauptgeschosse, eine Mittelkuppel, kleinere Kuppeln über den Eckrisaliten und ein massig rustiziertes Sockelgeschoss. Dieses wurde 1910 um eine neubarocke Treppenanlage ergänzt und gilt als eine der ältesten erhaltenen, in Beton ausgeführten Freiluftanlagen Deutschlands.
Doch nun soll umgestaltet werden. Auf Basis einer Denkschrift des Museumsdirektors Roland Krischke von 2017 plant das Architektenbüro Kummer.Lubk. Partner eine Umnutzung des Marstalls, eine Modernisierung des Museumsgebäudes und die Erweiterung des Sockelgeschosses zu einer Kunstschule. Die genauen Pläne wurden dabei lange geheim gehalten.
Nun sind erste Skizzen veröffentlicht worden, die zeigen: Die Treppenanlage soll verschwinden, stattdessen soll eine Plattform mit sehr schmalen Stützen entstehen, unter der Glasscheiben das neue Foyer einfassen. Auch eine asymmetrische Treppe soll entstehen. So würde der Bau, vor allem bei beleuchteten Fenstern, aussehen, als würde er schweben.
Von der Thüringer Denkmalpflege ist der Entwurf wohl schon abgesegnet, da die Terrasse kein Teil des Originalentwurfs sei. Das sorgt für Verwunderung, denn nicht nur, dass die Terrasse mit ihren 112 Jahren inzwischen selbst denkmalwürdig ist, im Gegensatz zu dem neuen Entwurf fügt sie sich auch stimmig in das Gesamtkonzept ein. Das gesamte Umbauverfahren kam ohne Beratungsgremien, Historikerinnen- und Denkmalpflegerkolloquien, gründliche Bauforschung, Architektinnenwettbewerb aus und wird dennoch vom Bund und dem Land Thüringen mit bisher mit 48 Millionen Euro gefördert. Dagegen protestieren nun nach langer Zeit endlich auch die Bürger und auch die ersten Museums- und Denkmalexpertinnen sowie regionale Architekten melden sich zu Wort.
Von Nikolaus Bernau | Erschienen am 02.02.2022 auf baunetz.de