Der Architekt Suo Fujimoto hat in Budapest ein spektakuläres Haus der Musik gebaut. Es ist Teil einer Bildungslandschaft am Park Varosliget.
Als Anhaltspunkt wurde Fujimoto die Musikakademie mit ihrer goldenen Decke gezeigt, er versuchte den Charme der großen europäischen Konzertsäle im Kleinen einzufangen, denn der Neubau soll vor allem für Kammermusik und Lesungen dienen, ein Ort werden, an dem junge Menschen an die Musik herangeführt werden. 80 Millionen Euro hat er gekostet und ist nun Teil der Bildungslandschaft, die im Stadtwald von Budapest entstehen soll.
Denn der Park hat zahlreiche Attraktionen, aber auch zahlreiche dunkle Ecken, denen die Regierung der Kampf angesagt hat. Ebenfalls von einem japanischen Architekturbüro, dem Büro Sanaa, soll dort nun auch eine neue Nationalgalerie für 300 Millionen Euro entstehen, weiter Bauten sind geplant. Eine Milliarde steht für die Umgestaltung des Parks zur Verfügung, Regierungschef Orbán erklärte dieses gar zur Chefsache, wohingegen sich der linksliberale Bürgermeister von Budapest gegen die nationalistischen Bauten stellt. Die Architektur wird so zum Politikum.
Architekt Fujimoto reiste zur Eröffnung nicht an, begründet wurde das mit der Corona-Pandemie, möglicherweise wollte er aber auch negative Presse vermeiden. Die Ausstellung zur Geschichte der Musik, die sich im Untergeschoss des neuen Gebäudes befindet, zeigt durch ihre Doppelbödigkeit, wie sehr man nationale Tradition auf der einen, auf der anderen Seite aber auch ihre vielfältigen Einflüsse und Herkünfte zeigen kann.
Von Niklas Maak | Erschienen in der FAZ Nr. 68 vom 22.03.2022