Pressespiegel

Theater in Erfurt: Kommt das Schauspiel zurück?

By 1. September 2022September 2nd, 2022No Comments

Erfurt ist die einzige Landeshauptstadt ohne Sprechtheater. 2003 wurde die Sparte aus Spargründen abgeschafft. Eine Kooperation mit dem Deutschen Nationaltheater Weimar (DNT) sollte sie ersetzen. Sollte, klappte aber nicht. Am Mittwochabend wurde in der Kaufmannskirche Erfurt über die Rückkehr des Schauspiels diskutiert – und darüber, ob ein Denken in Sparten zeitgemäß ist. Mit im Podium saß auch Thüringens Ministerpräsident und Mitglied der Theatergesellschaft Bodo Ramelow. Er beklagte eine „verengte Diskussion“ und wünschte sich „mehr Zughafen“.

2005 fiel der letzte Vorhang, man konnte die Sparte Schauspiel nicht mehr halten. Der Grund dafür war der Bau eines 60 Millionen Euro teuren Opernhauses, das in den Bühnenabmessungen dem Deutschen Nationaltheater in Weimar gleicht. Die beiden Häuser sollten kooperieren, Oper in Erfurt, Theater in Weimar. Aber die Kooperation scheiterte, wohl vor allem aufgrund von Vorbehalten in Weimar.

Nun möchte Erfurt versuchen, wieder ein Schauspiel aufzubauen. Einige Politiker, die 2002 noch für das Aus gestimmt hatten, wollen nun einen neuen Versuch und bereuen ihre Entscheidung. Die Zeit drängt nun aber: 2027/28 endet der Vertrag des aktuellen Intendanten, zwei oder drei Jahre vorher muss die Stelle neu ausgeschrieben werden und dann muss klar sein, ob es auch ein Schauspiel in Erfurt gibt.

Im Juli 2022 wurde der Oberbürgermeister vom Stadtrat beauftragt, bei Finanzierungsgesprächen mit dem Land auch das Thema Schauspiel einzubeziehen. Problem ist wie üblich das Geld, man muss schauen, wie man ein gerechtes Miteinander erreichen kann. Ein Vorschlag kommt von Ministerpräsident Ramelow, der das Theater weiten möchte und allen die Möglichkeit zur Partizipation geben. So könnte Erfurt insgesamt ein kultureller Anziehungsort sein.

Grundsätzlich kann man sich eine Rückkehr zum Schauspiel vorstellen, aber in der Erfurter Bevölkerung herrscht noch Skepsis. Teilweise fragt man sich, warum diese Debatte nun wieder aufkommt. Nach dem Aus des Schauspiels haben sich viele freie Bühnen gegründet, einige finden es besser, diese zu unterstützen. Vor allem, da immer wieder Proteste aufkommen, weil es kaum Fördergelder für die freien Akteure gibt – obwohl diese teilweise viel Publikum anziehen.

Noch ist vieles unklar, aber es wird wieder debattiert – und die Debatte geht am 15. September im Theater weiter.

Von Antje Kirsten | Erschienen am 01.09.2022 auf mdr.de

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