Viereinhalb Jahre nach dem Start der Arbeitswerkstatt zur Weiterentwicklung des Gutenberg-Museums ist nun eine Vorentscheidung gefallen, wie das neue Weltmuseum der Druckkunst aussehen soll: Ein gefälteter Bau, der sich zum Liebfrauenplatz hin öffnet und im Inneren mit einer spektakulären “schwebenden” Schatzkammer punktet. Anfang Oktober kürte eine Jury den Entwurf des Stuttgarter Architektur-Büros “h4a Gessert + Randecker” zum Sieger des Architekturwettbewerbs für das neue Museum. Die Siegerentwürfe können noch bis zum 13. November im Naturhistorischen Museum angeschaut werden.
Damit ist nach zwei Tagen intensiver Diskussion ein großer Schritt Richtung Museum getan. Von 25 Architektenbüros aus ganz Europa waren Entwürfe in die Endrunde gewählt, die ersten drei Plätze stehen nun fest. Tatsächlich stammen alle drei ersten Plätze aus Stuttgart, was auch die Jury erstaunte. Der Sieg ging an den Entwurf vom Büro h4a Gessert + Randecker Architekten GmbH. Damit hoffte man nun erfolgreicher zu sein als mit dem 2018 gescheiterten Bibelturm. Nach der Ablehnung dieses Entwurfs wurde intensiv debattiert, das Museum neu konzipiert und über den Standort gestritten. Am Ende entschied man sich für den alten Standort und ein Budget von 71 Millionen Euro.
131 Büros hatten sich im Frühjahr 2022 auf den Architektenwettbewerb beworben, 25 kamen in die Endrunde. Auffallend war, dass man ausgefallene Ideen eher nicht fand, zu groß war die Sorge vor einem erneuten Scheitern. Die Jury würdigte die Beiträge, sagte aber auch, dass alle noch Mängel besäßen. Kernpunkte, auf die sich die Jury konzentrierte, waren unter anderem die Umsetzung eines schlüssigen Innenraumkonzeptes und des Vortragssaales. Daran scheiterten mehrere Entwürfe, die ansonsten gewürdigt wurden.
Auch der dritte Platz scheitere am Vortragssaal. Dafür sah der Entwurf der Wulf Architekten aus Stuttgart eine Fassade vor, die symbolhaft Bücherregale mit Büchern nachgebildet hätte. Das fand die Jury toll, aber der Vortragssaal sei wichtiger gewesen.
Der zweite Platz ging an den Entwurf des Büros Riehle + Assoziierte GmbH + Co. KG mit Carmody Groarke Ltd aus Stuttgart. Hier sollte das komplette Areal überbaut und direkt an den Römischen Kaiser angeschlossen werden. Es gab viele Fans, aber ein größeres Problem: Man bräuchte zwei Untergeschosse, was in Mainz nicht so gut umsetzbar ist.
Damit ging der erste Platz an den Entwurf des Stuttgarter Architektur-Büros h4a Gessert + Randecker. Sie entwarfen einen Bau mit gefälteter Fassade und Dach, der einen kleinen Platz zwischen Römischem Kaiser und Neubau lässt sowie einen Durchgang zur Rote Kopf-Gasse. Besondere ist auch das Innenleben: Ein großes Foyer mit Treppenkonstruktion, das besonders einladend wirkt. Von dort aus kann man bis unters Dach schauen, wo die Schatzkammer mit den bedeutendsten Ausstellungsstücken quasi schwebt. Von dem Entwurf zeigten sich alle Beteiligten begeistert. Aber vor allem an der Fassade müsse noch nachgebessert werden. In einem nächsten Schritt müssen nun die ersten drei Plätze ihre Konzepte konkretisieren, auch im Hinblick auf die Kosten. Alle Entwürfe werden bis zum 13. November in einer Ausstellung gezeigt.
Von Gisela Kirschstein | Erschienen am 28.10.2022 auf mainzund.de