Die Stadt Bayreuth will ein NS-Dokumentationszentrum einrichten. Das bt hat aktuelle Details zu dem Projekt erfahren.
Es soll dort entstehen, wo aktuell das Jean-Paul-Museum untergebracht ist. Die Räume müssen allerdings auch noch saniert werden. Daher geht die Stadt davon aus, dass sie 23 Millionen Euro für den Aufbau des NS-Dokumentationszentrums investieren muss. 50 Prozent können eventuell über eine Förderung durch den Bund abgedeckt werden. Auch an die Oberfrankenstiftung soll ein Antrag auf Förderung gestellt werden, hier könnten noch einmal 20 Prozent gefördert werden.
Noch unklar sind die Umzugskosten des Jean-Paul-Museums in das Sterbehaus. Dieser ist nötig, da der aktuelle Standort als idealer Ort für das Dokumentationszentrum ausgewählt wurde – denn hier lebte der Schriftsteller Houston Stewart Chamberlain, dessen rassistische Werke als eine Grundlage der nationalsozialistischen Ideologie gelten. Wie man mit diesem Thema umgehen sollte, war lange unklar, nun soll das NS-Dokumentationszentrum auch die Stadtgeschichte aufarbeiten. So soll auch die Bibliothek Chamberlains gezeigt werden, um zu zeigen, wir der Antisemitismus im 19. Jahrhundert auch vom Bildungsbürgertum ausging.
Eventuell spart diese Überlegung sogar Kosten: Das Haus, in dem das Museum noch untergebracht ist, müsste ohnehin saniert werden, nun kann sie fast vollständig aus Fördermittel bezahlt werden. Eine Quote von etwa 70-90 Prozent Förderung sei möglich. Das Haus, in dem Chamberlain gelebt hat, ist aber nur ein Standort des neuen Dokumentationszentrum: Auch in der Brautgasse 2 soll ein Standort entstehen, in dem es eine Ausstellung über die Geschichte Bayreuths und der Region in der Nazi-Zeit geben wird. Wann das alles geschehen soll, ist ohnehin noch unklar: Ende des Jahres muss zunächst über den Umzug entschieden werden, denn es gibt zwar einen Grundsatzbeschluss, aber noch keinen Durchführungsbeschluss.
von Johannes Pittroff | Erschienen am 03.01.2022 auf bayreuther-tageblatt.de
