Sachsen hat einen weiteren Kunsttempel. Das Archiv der Avantgarden – Egidio Marzona (ADA) öffnet an diesem Sonntag nach sechsjährigem Umbau eines historischen Gebäudes als neuer Ausstellungs-, Forschungs- und Debattenort der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD). «Das ist hier eine Sternstunde», sagte SKD-Generaldirektion Marion Ackermann am Donnerstag. Das ADA sei kein reines Archiv, kein reines Museum, «sondern eine neuartige Institution dazwischen, ein Beispiel, wie man Museum auch denken kann».
Das Staatliche Kulturministerium (SKD) dankte Egidio Marzona für die großzügige Schenkung seiner Kunstsammlung, bestehend aus fast 1,5 Millionen Objekten im Jahr 2016. Diese Schenkung wurde als der größte Zugewinn für die SKD bezeichnet, und der Freistaat Sachsen ermöglichte das Projekt mit einer Investition von rund 29 Millionen Euro. Das historische Blockhaus aus dem 18. Jahrhundert wurde renoviert und in einen modernen Kunsttempel umgewandelt.
Das renovierte Blockhaus beherbergt nun einen multifunktionalen Raum mit einem schwebenden Betonkubus, der Platz für Ausstellungen sowie eine Forschungsplattform bietet. Die Eröffnungsausstellung „Archiv der Träume. Ein surrealistischer Impuls“ präsentiert rund 300 Kunstwerke der Surrealisten und untersucht ihre Auswirkungen auf andere Avantgardebewegungen wie Dada, Cobra, Fluxus und Pop-Art.
Die Kunstsammlung von Marzona, die seit den 1960er Jahren gewachsen ist und weitere 200.000 Objekte umfasst, schließt laut SKD nicht die Lücken im Bestand, die durch den Nationalsozialismus, die Weltkriege und die DDR-Zeit entstanden sind. Dennoch wird sie als eine wertvolle Ergänzung angesehen, die aktiv genutzt werden kann. Das Archiv der Avantgarden ist international und interdisziplinär ausgerichtet und soll für jeden zugänglich sein. Es wird als lernende Institution betrachtet, die sich kontinuierlich weiterentwickelt und bereits eine beträchtliche Menge ihres Bestandes digitalisiert hat.
Erschienen am 02.05.2024 auf faz.net