Nach jüngsten Kostenschätzungen soll der Bau des geplanten Deutschen Hafenmuseums im Hamburger Hafen deutlich teurer werden als bisher veranschlagt. Die Kulturbehörde will zur Rettung zusätzliche Mittel aus dem Hamburger Haushalt mobilisieren.
Das Deutsche Hafenmuseum in Hamburg soll die historische und gegenwärtige Bedeutung deutscher Häfen vermitteln und wird an zwei Standorten realisiert. Ein bestehender Teil des Museums, der historische 50er-Schuppen, soll als technisches Freilichtmuseum weiterentwickelt werden. Der geplante Neubau auf dem Grasbrook soll den zweiten Standort, das sogenannte „Museum der Globalisierung“, beherbergen. Dort sind 2500 Quadratmeter für Dauerausstellungen und 800 Quadratmeter für Sonderausstellungen vorgesehen. Als Leitobjekt des Museums gilt die Viermastbark „Peking“, die derzeit vor den 50er-Schuppen liegt. Unklar bleibt, ob sie ihren geplanten Liegeplatz in der Elbe erreichen wird.
Die Eröffnung des Neubaus war ursprünglich für 2025 vorgesehen und wurde auf 2029 verschoben. Der Architekturwettbewerb, der bereits 2022 ausgeschrieben werden sollte, wurde mehrfach verschoben und ist bis heute nicht erfolgt. Nach neuen Schätzungen übersteigen die Baukosten die geplanten Mittel deutlich. Von den 120 Millionen Euro, die der Bund 2015 für die Sanierung der „Peking“ und den Neubau bereitgestellt hatte, sind nach Abschluss der Schiffsrenovierung nur noch 81,5 Millionen Euro übrig. Der Neubau wird jedoch mehr als 100 Millionen Euro kosten; Insider sprechen von einer Finanzierungslücke bis zu 100 Millionen Euro.
Die Finanzierungslücke wird durch gestiegene Baukosten, Inflation und Fachkräftemangel verursacht. Auch die Betriebskosten des Museums, die nach der Eröffnung anfallen, sind ungeklärt und belasten den Hamburger Haushalt dauerhaft, da keine Bundesmittel dafür vorgesehen sind. Die Stadt Hamburg prüft, wie die Finanzierungslücke geschlossen werden kann, und führt Gespräche mit den Regierungsfraktionen.
Trotz der Herausforderungen betont die Kulturbehörde, dass die Planungen voranschreiten. Sprecher Enno Isermann bleibt optimistisch, verweist aber auf die gestiegenen Kosten und die besondere Lage des Museums an der Elbe. Sollte die Finanzierung nicht gesichert werden, ist das gesamte Projekt gefährdet.
Von Stefan Grund | Erschienen am 27.11.024 auf welt.de