Nach 23 Jahren Planungs- und Bauzeit hat das Grand Egyptian Museum außerhalb von Kairo eröffnet. Für die umfassende Sammlung einer der ältesten Kulturen der Menschheit gibt es nun 80.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche inklusive Flaniermeile und einem Konservierungszentrum mit 17 Laboren. Nach Plänen von heneghan peng architects entstand ein Haus, das der Monumentalität der Pyramiden gerecht werden will. Ein Blick auf die Baugeschichte.
Das Grand Egyptian Museum (GEM) präsentiert rund 100.000 archäologische Artefakte der über 5.000 Jahre alten ägyptischen Kultur, darunter raumhohe Statuen, Schmuckstücke und Holzspielzeuge. Es wurde am Rande Kairos, nur zwei Kilometer von den Pyramiden von Gizeh entfernt, errichtet und ersetzt das bislang genutzte klassizistische Ägyptische Museum. Der Bau wurde 2002 mit einem internationalen Architektenwettbewerb begonnen, den das irische Büro heneghan peng architects gewann. Über 5.000 Planungsunterlagen entstanden in den 23 Jahren Bauzeit, bei der zahlreiche Fachplaner*innen beteiligt waren.
Die Architektur des Museums verbindet moderne Funktionalität mit historischer Symbolik: Ein 800 Meter langer Sandsteinbau mit Alabasterfassade und Pyramiden-dachvordächern schafft Monumentalität und eine räumliche Verbindung zum Pyramidenplateau. Besucher*innen erleben die Sammlung auf einem bewusst inszenierten Rundgang, der sie von der zeitgenössischen Welt zurück in die Welt der Pharaonen führt. Highlights sind die 13 Meter hohe Statue von Ramses, eine umfangreiche Tutanchamun-Galerie mit rund 5.000 Exponaten und ein Blick durch den Grundriss zu den Pyramiden selbst.
Die Baugeschichte war von Verzögerungen geprägt, unter anderem durch politische Umwälzungen wie den Arabischen Frühling, einen Regierungswechsel und internationale Finanzierungsfragen. Die Gesamtkosten stiegen auf etwa 1,2 Milliarden US-Dollar, finanziert durch nationale Mittel, internationale Spenden und vor allem japanische Kredite. Nun sollen jährlich fünf bis sieben Millionen Besucher*innen das spektakuläre Museum erleben. Im Vergleich zu anderen monumentalen Museumsbauten in der arabischen Welt wie Louvre Abu Dhabi oder Museum of the Future in Dubai wirkt das GEM trotz seiner modernen Inszenierung besonders authentisch und stark auf die ägyptische Geschichte bezogen.
Von Tim Gebhardt | Erschienen am 14.11.2025 auf baunetz.de

