Pressespiegel

Schmuckstück unter Schwarzkieferbrettern

By 13. April 2021Mai 3rd, 2021No Comments

Saubere Handwerksarbeit aus dem Holz des Gemeindewaldes: Die neue Kulturhalle im oberpfälzischen Berching ist ein architektonischer Glücksfall.

Seit den siebziger Jahren ist klar, dass beim Städtebau immer auch das Umfeld miteinbezogen werden muss. Dennoch ist elitäre Bauweise noch immer sehr gefragt, wie die Reihen der bepreisten Architekten zeigen. Diese Gebäude sind zwar meist sehr schön anzusehen, aber nicht immer im Dialog mit ihrer Umgebung, weshalb sie weiterhin wie Fremdkörper wirken können. Zu oft wird bei Umbauten zu viel Moderne mit alten Bauten kombiniert, ohne darauf zu achten, in welchem Bezug die Gebäude zueinanderstehen. Doch es gibt auch positive Beispiele, wie im oberpfälzischen Berching. In der Kleinstadt mit ihren 3000 Einwohnern wurde eine neue Kulturhalle gebaut. Dazu wurde ein altes historisches Gebäude gekauft und ein ortsansässiger Architekt bewies, dass man Innovation schaffen und doch im historischen Bild bleiben kann. Er entwarf einen schlichten, rechteckigen Saalbau mit hohem Steildach, der mit dem historischen Spital und dem barocken Hotel einen Hofraum umschließt. Ein mächtiger Giebel schafft Assoziationen zu den örtlichen Speicherbauten.

Innen bietet der Saal 260 Sitzplätze, keine aufwendige Bühnentechnik, aber doch ein Hubauditorium. Der Bau hat 3,5 Millionen Euro gekostet, aber vieles geschaffen: Stadtreparatur, Aufwertung der Kernstadt und Förderung der Kulturszene.

Von Falk Jaeger | Erschienen in der FAZ am 13.04.2021