Andersens Erzählungen sind weder linear noch transparent. Japans führender Architekt baut einen Parcours für die Märchenwelt des berühmten dänischen Dichters.
Der Entwurf stammt von Kengo Kuma und soll durch einen Rundgang alle Besucher in das Reich der Phantasie führen. Dabei wird viel mit Rundungen und Vegetation gearbeitet, einige Ausstellungsräume sind unterirdisch und dem Besucher stehen verschiedene Wege offen.
Dabei wird sowohl mit modernen Medien als auch auf die etwa 200 Originalartefakte von Andersen gesetzt. Es gibt vier Themeninseln die zu 12 ausgewählten Märchenszenen führen. Dabei wurde vor allem auf Details Wert gelegt, sodass sich die Besucher, wie bei der Szene zur kleinen Meerjungfrau, in den Märchen wiederfinden.
Ein großer Teil des Museums ist unterirdisch, auch, weil der Platz in Odense begrenzt ist. So wird viel unter einem öffentlich zugänglichen Hügel versteckt, der aber auch selbst Teil des Museums ist. Kuma arbeitete viel mit Holz, das sich auch in vielen anderen Gebäuden in Odense wiederfindet. Doch der Großteil des Neubaus ist aus Beton, der aber durch die weichen Formen nicht so kompakt wirkt, wie er eigentlich ist.
Odense möchte mit dem Museum bekannt werden und zu Kopenhagen und Arhus aufschließen. Dazu sollen vor allem neue Aspekte der bekannten Werke von Andersen präsentiert und gleichzeitig durch die Architektur eine neue Zeit der Innenstadtgestaltung eingeläutet werden. In der Stadt selbst sieht man davon zwar nur im Museumsgarten selbst etwas, das macht den Reiz allerdings auch aus. Das Erkunden und in fremde Welten abtauchen. Architektur, Landschaftsgestaltung und Ausstellungsdesign verbinden sich im neuen Museum namens H. C. Andersens Hus zu einer magischen Welt, in der nicht nur über, sondern auch wie in Andersens Märchen kommuniziert werden soll.
Von Ulf Meyer | Erschienen am 14.01.2022 auf nzz.ch