„Das ist aber sehr sportlich“ – Raimund Trenkler, Intendant der Kronberg-Academy, widerspricht dem spontanen Ausruf eines Besuchers der schönsten Baustelle Kronbergs nicht, wenn die pünktliche Fertigstellung in den Blick genommen wird. In der Tat, sportlich sei es. Tatsächlich ist jetzt, Ende Mai/Anfang Juni, rundum das zu sehen, was jeder Laie für ein unentwirrbares Chaos aus Unfertigem hält. Doch Trenkler, der in jeder Faser und jeder Phase umtriebige Gründer dieser mittlerweile weltweit gerühmten Ausbildungsstätte für Streicher (inzwischen auch Pianisten), er wäre nicht Trenkler, wenn er nicht zugleich einen dynamischen Optimismus ausstrahlen würde.
Ziel ist es, am 24, September zu eröffnen und mit einer Festivalwoche zu feiern. Trenkler zeigt sich überzeugt, dass dieser Termin gehalten werden kann. Ein erstes Probekonzert gab es schon, das hat alle Beteiligten rundum begeistert. Auf der Baustelle sieht es noch nicht so aus, als sei eine Probe überhaupt möglich, doch tatsächlich ist die meiste und wichtigste Arbeit schon getan.
Knapp 600 Plätze hat der Saal nach seiner Fertigstellung, er ist in einer Form zwischen Schuhkasten- und Weinberg-Anordnung. So ist der Saal in ganz Europa, vermutlich sogar in der Welt einzigartig und für die Anforderungen bestens geeignet, zumal er sich auch flexibel zeigt: Über die verstellbaren Holzpaneele über den Rängen kann sich der Saal jeder Besetzungsgröße anpassen.
Die Planung der Akustik wurde dem niederländischen Spezialisten Martijn Vercammen übertragen, der auch für die Staatsoper unter den Linden in Berlin und für den Dresdner Kulturpalast gearbeitet hat. Um die ideale Akustik zu finden wurden verschiedene Konzertsäle besucht und ihre Akustik verglichen. Die Akustik war auch direkt dem Bauherrn zugeordnet, sodass man sich jederzeit habe austauschen können.
Der Saal besteht vor allem aus Holz, aber auch aus Glaswänden, die das Innen und Außen verbinden. Damit hatte der Entwurf überzeugen können, da der Saal so besonders in die übrige Stadt eingebunden sei. Bisher belaufen sich die Gesamtkosten auf etwa 60 Millionen Euro.
Von Uwe Kammann | Erschienen am 03.06.2022 auf feuilletonfrankfurt.de