Pressespiegel

Nationalmuseum in Oslo von Kleihues + Schuwerk

By 19. August 2022September 6th, 2022No Comments

Der 54 000 m² große Mammutbau am Ufer des Oslofjords zeigt zwei sehr unterschiedliche Arten von Natursteinfassaden: massiv und verschlossen in den unteren Geschossen, leicht und transluzent in der 130 m langen „Lichthalle“ im Obergeschoss.

Vier Museen werden im neuen Nationalmuseum zusammengeführt: Die norwegische Nationalgalerie, das Museum für dekorative Kunst und Design, das Museum für zeitgenössische Kunst und das norwegische Architekturmuseum. Der Museumsneubau ist seit 2008 geplant, damals kaufte das Direktorat für öffentliche Bauvorhaben Statsbygg der Stadt Oslo das Gelände des ehemaligen Westbahnhofs ab, hier wurde der Bau errichtet. Ein Jahr nach dem Kauf startete der Architektenwettbewerb, den Klaus Schuwerk, Büro Kleihues + Schuwerk gewann.

Sein Entwurf füllte nahezu die gesamte Grundstücksfläche aus, dadurch werden die Dimensionen deutlich. 89 Säle gibt es im neuen Museumsgebäude, auf der Rückseite gibt es zudem vier Stockwerke mit Werkstätten und Büros. Besonderes Highlight ist die sogenannte Lyshalle (Lichthalle): Im Obergeschoss, 130 Meter lang, mit transluzenten Fassaden. Diese bestehen aus dünn geschnittenem portugiesischem Estremoz-Marmor zwischen Glasscheiben. Ansonsten sind die Fassaden massiver: grauer norwegischer Oppdal-Schiefer mit Maserung, eine Vormauerung mit 11,5 Zentimetern Stärke.

Direkt neben dem neuen Museumsgebäude befindet sich das Neorenaissance-Bahnhofsgebäude an der Straßenecke aus, das seit 2005 das Nobel-Friedenszentrum beherbergt. Es wirkt sehr klein neben dem neuen Monumentalbau. Zwischen beiden befindet sich ein Vorhof, zu dem sich das Museum mit Glasflächen öffnet – ganz anders, als an den anderen Seiten. Denn ansonsten wirkt das Museum sehr verschlossen, was in der Öffentlichkeit durchaus kritisiert wurde. Es handelt sich nicht um einen offenen Kunstbau, sondern eine Kunstfestung.

Bei der Energie zeigt man sich aber sehr offen: Man war das Pilotprojekt der regionalen Nachhaltigkeitskampagne FutureBuilt, der CO2-Ausstoß des Neubaus für Bau, Betrieb und Mobilität war nur rund halb so hoch wie der eines konventionellen Museums dieser Größe. Auch bei Gebäudehülle und Haustechnik werden neueste Standards erfüllt und die Temperatureinstellung erfolgt ausschließlich über eine Meerwasser-Wärmepumpenanlage, nur bei Spitzenlasten kommt das örtliche Fernwärmenetz dazu.

Von Jakob Schoof | Erschienen am 19.08.2022 auf detail.de

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