Ein neues Theater für Ingolstadt? Könnte schwierig werden. Überall Probleme, Bedenken, bedrohte Parkplätze oder Bäume, die im Weg stehen; weithin politisch vermintes Terrain. Und doch reift ein Plan.
Im Juli hatte ein Bürgerentscheid die Pläne für das neue Kleine Haus abgelehnt, nun sucht man nach einem alternativen Standort, die gestaltet sich aber schwierig. Denn die Anforderungen an einen mehrheitsfähigen Bauplatz sind umfangreich: Nicht im zweiten Grünring, es dürfen keine Bäume gefällt, keine Fläche versiegelt werden, benachbarten Wohnraum sollte es nicht geben, Parkplätze dürfen nicht wegfallen. Außerdem sollte das Grundstück der Stadt gehören und ein Umbau möglichst wenig kosten. Das klingt nahezu unmöglich, allerdings gebe es nach Meinung eines kulturinteressierten Bürgers einen Ort, der alle Bedingungen erfüllt: das ehemalige Ausbesserungswerk der Reichsbahn und später der Bundesbahn am Hauptbahnhof. Es ist ein riesiges, seit Jahrzehnten leer stehendes Hallenensemble mit 3800 Quadratmetern im Erdgeschoss und zwei Obergeschossen obendrauf. Diesen hatte Klaus Staffel, engagierter Ruheständler, bereits 2020 für das Georgische Kammerorchester vorgeschlagen, aber keine Resonanz erhalten. Nun schlägt er das ganze Gelände für das Theater vor.
Dabei ist ihm klar, dass es keine Vorzeige-Kulturstätte wäre, aber definitiv geeignet, um als Ersatzspielstätte zu dienen. Und das für gar nicht so viel Geld, sicher keine 45 Millionen, wie er sagt. Und auch eine Weiternutzung sei möglich. Nun haben auch die beiden Ingolstädter Architekten Joachim Hägel und Gabriel Hägel einen ersten Plan für diesen Ausweichstandort erstellt. So könnte man einen Konzertsaal mit 400 und eine Theaterspielstätte mit 500 Plätzen sowie alle dafür notwendigen Räumlichkeiten unterbringen.
Zudem könne das Kleine Haus die Altstadt beleben, wenn eben nicht alles in Zentrum verlegt wird. Und was Sorgen um Lärmbelästigung durch die Bahn angeht, verweist man auf das erfolgreiche Vorgehen am Münchner Gasteig.
Von Christian Silvester | Erschienen am 23.08.2022 auf donaukurier.de
