Die Biblioteca Pilarín Bayés in Vic ist nicht nur zum Lesen da: Hinter den Brisesoleils aus Holz öffnet sich eine Raumlandschaft mit Café, Spiel- und Begegnungsbereichen sowie einer Bürgerinformation. Der nach einer 1941 in Vic geborenen Kinderbuchautorin benannte Neubau steht an der Uferstraße des Flusses Mèder. Er ersetzt eine Kaserne der spanischen Guardia Civil, die 1991 Schauplatz eines Bombenattentats der baskischen Untergrundorganisation Eta wurde.
Die Bibliothek öffnet auf der Nordseite sich U-förmig zum Fluss, an der Südseite grenzt sie an die angrenzenden Wohnbauten. Vor dem Gebäude gibt es eine abschüssige Grünfläche, die Aufenthalts- und Gedenkort in einem sein soll. Zudem kann man so direkt das Untergeschoss betreten und die Bibliothek erhält ausreichend Tageslicht. Es wurden auch zehn Bäume gepflanzt, eine symbolträchtige Zahl, da es einer für jedes Opfer ist.
Die Architekten wählten bewusst eine Ausrichtung nach Norden, da man so Tageslicht einlassen konnte, ohne Überhitzung befürchten zu müssen. Die Grasflächen hingegen werden durch Brisesoleils aus Brettschichtholz geschützt und dort wird auch die Zuluft für die Lüftungsanlage angesaugt.
Als Treffpunkt für die gesamte Gesellschaft soll die Bibliothek dienen. Es gibt neben den klassischen Elementen einer Bibliothek auch kleinere, intime Lesebereiche, einen offenen zweistöckigen Kinderbereich, Seminarräume und eine Abteilung für Computerspiele, ein Aufnahmestudio und sogar ein Restaurant.
Von Jakob Schoof | Erschienen am 20.03.2023 auf detail.de
