Die 1969 eröffnete Kunsthalle Rostock gehört zu den ganz wenigen Ausstellungsneubauten der DDR-Zeit. Und sie war das einzige große, dezidiert der zeitgenössischen Kunst gewidmete Haus im Land. Nach denkmalgerechter Sanierung wurde es letzte Woche wiedereröffnet.
Das Haus wurde vor drei Jahren geschlossen und dann nach Plänen der ARGE buttler architekten und matrix architektur saniert – die erste umfassende Sanierung nach etwa 50 Jahren Nutzung. Die zur Verfügung stehende Summe lag bei 10,2 Millionen Euro – viel für Rostock, wenig im Vergleich zu anderen Projekten. 4,17 Millionen Euro kamen dabei aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE). Es ist die zweite große bauliche Aktion der letzten Jahre: Im September 2018 wurde der Neubau des Schaudepots, der von den gleichen Architekten stammt, eröffnet.
Die Skepsis gegenüber der Sanierung waren groß, schließlich handelt es sich bei der Kunsthalle um
ein herausragendes Denkmal der Museums- und Architekturgeschichte der DDR. Sie wurde 1964 von Hans Fleischauer und Martin Halwas nach Vorstudien von Erich Kaufmann entworfen, 1969 eingeweiht. Sie liegt am Rand des Schwanenteichparks und setzte vor allem auf Transparenz und einfache Materialien.
Die Sanierung konnte tatsächlich viel von der klaren, kubischen Anmutung erhalten, obwohl tief in die Bausubstanz eingegriffen wurde. Die Außenhülle wurde verändert, es konnten zwar viele der sanft geformten Reliefplatten aus geweißtem Beton, aus denen die Fassade im Obergeschoss besteht, bestehen bleiben, sie mussten aber gut zehn Zentimeter aufgedoppelt werden. Dadurch ragt sie etwas vor, was vor allem aus der Nähe gut erkennbar ist. Im Innern sieht viel so aus, wie es wohl direkt nach der Eröffnung ausgesehen haben muss: Fußböden mit hell strahlendem Kiefernholz, im Obergeschoss mit würfelförmig gemustertem Parkett. Auch die Wände wurden mit den gleichen Materialien verkleidet. Und in den Ausstellungssälen stehen die Heizungskörper weiter wie Skulpturen mitten im Raum.
Die Aufteilung des Lichts der neuen Oberlichtdecken orientiert sich weiter an der originalen Decke, ist aber sehr viel heller. Dafür können die Säle verdunkelt werden. Die Glasdecke konnte allerdings nicht erhalten werden, ebenso fielen die später eingebauten Kunstschmiedegitter an den Fenstern weg. Teilweise verwandeln sie sich allerdings in ein Kunstwerk der Berliner Künstlerin Andrea Pichel.
Von Nikolaus Bernau | Erschienen am 11.05.2023 auf baunetz.de