Pressespiegel

Kulturelles Flaggschiff am Bosporus: Kunstmuseum in Istanbul von Renzo Piano Building Workshop

By 22. Mai 2023Mai 23rd, 2023No Comments

Die Geschichte des privaten Kunstmuseums Istanbul Modern ist voller Umzüge. Gegründet wurde es im Umfeld der beginnenden Istanbul-Biennale 1987 durch den Unternehmer Nejat Eczacibasi. Ein erstes Zuhause fand das Museum in einer ehemaligen Textilfabrik am Goldenen Horn, dann ab 2004 in einem alten Lagerhaus am Galata-Pier am Bosporus. Nach 14 Jahren musste das Lagerhaus allerdings geräumt werden, da ein neuer Bebauungsplan beschlossen war: Die Lager- und Industriegebäude des alten Hafenviertels wurden abgeräumt und durch neue Büro- und Geschäftshäuser ersetzt. Das Neubauviertel steht auf einem Sockel, in dem neben Parkhäusern derzeit auch das weltweit erste Untergrund-Fährterminal realisiert wird.

Dass das Istanbul Modern an seinen alten Standort zurückkehrt, war von Anfang an klar. Es soll seinen Standort neben dem Museum für Malerei und Skulptur, das 2020 in einem von Emre Arolat Architects umgebauten Lagergebäude eröffnete, finden. Es soll das kulturelle Flaggschiff für das Viertel und ganz Istanbul sein. Der Entwurf stammt vom Büro Renzo Piano und wurde 2017 angenommen. Anfang Mai 2023 wurde das Gebäude in Betrieb genommen.

Das Museum ist quer zum Ufer platziert, das Erdgeschoss fast vollständig verglast. So entsteht eine transparente Verbindung zur Umwelt. Auf das Erdgeschoss aufgesetzt sind drei Geschosse, die in der Länge immer weiter zunehmen – so entstehen auch überdachte Außenräume. Dazu kommen zwei Geschosse im Keller. Insgesamt entstanden so über 15.000 Quadratmeter Fläche, von denen etwa 3.300 Quadratmeter für Ausstellungen gedacht sind. Die restliche Fläche soll für die Lobby, ein Kino, Shop, Café sowie Auditorien und Veranstaltungsräume genutzt werden.

Die Fassade oberhalb des Erdgeschosses wird von gebogenen Metallpaneelen bestimmt. Sie sollen an Fischkörper erinnern und die Lichtreflexionen des Bosporus’ zurückwerfen. So soll eine sich ständig verändernde Gebäudegestalt entstehen. Eine weitere Besonderheit: Zwei Fluchttreppenhäuser sind offen sichtbar.

Ein weiteres Highlight erwartet die Besucher auf dem Dach. 450 Quadratmeter umfasst die Terrasse, die eine besondere Aussicht bietet. Außerdem wurde die gesamte Dachfläche unter Wasser gesetzt, sodass der Eindruck eines weiten Infinity-Pools entsteht. Zwar kann man nicht schwimmen, aber durch die Spiegelung verschmilzt das Gebäude quasi mit dem Bosporus. Darunter versteckt sich die gesamte Haustechnik.

Erschienen am 22.05.2023 auf baunetz.de

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