Daran, wann die hessischen Parlamentarier zum letzten Mal, wenn überhaupt, über das Staatstheater Wiesbaden debattiert haben, konnten sich weder Astrid Wallmann (CDU) noch Mathias Wagner (Die Grünen) erinnern. So jedenfalls musste man das Schweigen der beiden Landtagsabgeordneten deuten, mit dem sie diese Frage zunächst beantworteten. Wagner beendete die betretene Stille schließlich mit dem Einwurf, dass dies keineswegs als Zeichen von Desinteresse aufgefasst werden müsse. Im Hinblick auf die Bedeutung des Theaters seien sich eben alle einig.
Das Theater wird zu 52 Prozent vom Land und zu 48 Prozent von der Stadt getragenen und hat aktuell auch mit internen Querelen zu kämpfen. Aber vor allem der bauliche Zustand ist problematisch und dies ist bereits seit einem knappen Vierteljahrhundert bekannt. An einer Generalsanierung führt kein Weg vorbei, aber wie und wann diese passieren soll, ist unklar.
Die Kosten dagegen sind klar: Etwa 100 Millionen Euro würde es kosten, das ist in der Bevölkerung und beim Publikum sogar ganz gut angekommen, da sie sich wünschen, dass die Kultur in Wiesbaden erhalten bleibt. Aber wie diese Finanzierung aufgeteilt werden soll, ist noch unklar. Das Land möchte sich eigentlich mit bis zu 80 Prozent beteiligen, weil das in Darmstadt und Kassel ebenso gehandhabt worden war.
Aber das Geld ist in allen Kommunen und auch beim Land knapp, das könnte wieder zu Verzögerungen beim Baustart führen. Und zu Verzögerungen im Zeitplan kann es eher nicht kommen – denn den gibt es noch nicht. Allerdings sollte es bereits ein Nutzungskonzept geben, aber auch das liegt noch nicht vor, obwohl es das seit dem Frühjahr tun sollte. Nun soll es erst nach dem Intendantenwechsel 2024 vorgelegt werden.
Von Katinka Fischer | Erschienen am 08.09.2023 auf faz.net
