Hessens Landeshauptstadt hat ein neues Museum, weiß und lichtdurchflutet. Zu sehen gibt es internationale abstrakte Kunst. Auch ein roter Ferrari gehört dazu. Schirmherr ist der erste Mann im Staat.
Am Tag der offenen Tür im neuen Wiesbadener Museum Reinhard Ernst des japanischen Stararchitekten Fumihiko Maki waren lange Warteschlangen und viele Selfies vor der farbenfrohen Kunst zu sehen. Das Event war seit Wochen ausgebucht und bot Rundgänge, Videovorführungen, digitale Farbexperimente und Workshops für Kinder. Der reguläre Publikumsbetrieb in dem weißen, lichtdurchfluteten Gebäude beginnt am Dienstag, den 25. Juni. Das Museum, das internationale abstrakte Kunst seit 1945 zeigt, befindet sich in der Wilhelmstraße 1 in Wiesbaden, der hessischen Landeshauptstadt.
Wiesbadens Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende (SPD) betonte die Bedeutung des ersten Museumsneubaus der Stadt seit mehr als 100 Jahren und lobte die Kunstsammlung als „von Weltgeltung“. Das Gebäude, das von den Wiesbadener Bürgern „Zuckerwürfel“ genannt wird, strahlt über die Grenzen Europas hinaus. Die erste Ausstellung in dem nach dem Unternehmer Reinhard Ernst benannten Neubau zeigt 60 der fast 1000 Werke des Kunstsammlers, darunter auch einen roten Ferrari des Mäzens, der in eine Installation mit stilisierter Natur integriert ist. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übernimmt die Schirmherrschaft der ersten Präsentation mit dem Titel „Farbe ist alles“, und alle zwei Jahre sollen neue Werke aus der Kollektion Ernst in die Dauerausstellung integriert werden.
Der Bau des neuen Museums begann Ende 2019 und verzögerte sich aufgrund der Corona-Pandemie mehrmals. Die Baukosten beliefen sich auf rund 80 Millionen Euro, getragen von der gemeinnützigen Reinhard & Sonja Ernst-Stiftung. Das Grundstück in prominenter Lage stellt die Stadt Wiesbaden in Erbpacht zur Verfügung. Fumihiko Maki, der im Alter von 95 Jahren vor zweieinhalb Wochen starb, zählt zu den bedeutendsten Architekten Japans und erhielt 1993 den Pritzker-Preis. Das Wiesbadener Museum ist das einzige von seinen weltweit zehn errichteten Museen in Europa und wurde um einen Innenhof herum konzipiert.
Erschienen am 23.06.2024 auf sueddeutsche.de