Pressespiegel

Was kann und will die neue Isarphilharmonie?

By 18. November 2021No Comments

Sie ist im Kosten- und Zeitplan geblieben und ein echtes Schnäppchen: die neue Isarphilharmonie in München. Mit ihr soll die Gasteig-Sanierung überbrückt werden. Das erinnert ein wenig an die Situation in Zürich: Dort diente die „Tonhalle Maag“ als Ausweichsaal für die jetzt wiedereröffnete Tonhalle. In München wird jedoch bereits offen gemunkelt, dass die Isarphilharmonie bleiben wird. Als Ergänzung ist sie ein Gewinn, nicht aber als alleiniger Ersatz für einen Konzertsaal.

Die Gasteig-Sanierung selbst ist ins Stocken geraten. Sie sollte über ein Investoren-Modell finanziert werden, noch hat sich aber kein Investor gefunden. Vieles ist in der Schwebe, nur die Zahlen stehen fest: Die Sanierung inklusive aller anhängenden Arbeiten soll nicht mehr als 450 Millionen Euro kosten. Begonnen werden kann mit den Arbeiten frühstens ab 2024. Auch der Neubau eines Konzertsaals für das BR-Symphonieorchester kann frühstens 2025 starten und somit erst 2030 abgeschlossen sein. Und teurer wird er auch: Statt den ursprünglichen 370 Millionen werden es wohl eher mindestens 580 Millionen Euro.

Doch mit der Isarphilharmonie klappte alles. Eröffnung nach anderthalb Jahren Bauzeit, das Budget von 40 Millionen Euro wurde eingehalten. Und sie befindet sich in einem Umfeld, das Kultur-Quartier werden kann: Auch Bibliothek, Volkshochschule und Teile der Musikhochschule werden zumindest interimsweise in der Nähe angesiedelt. Um die akustische Ausstattung des Konzertsaals kümmerte sich Yasuhusa Toyota, de sich an seinem eigenen Vorbild in Katowice orientierte.

Eine ähnliche Übergangslösung, wie es die Isarphilharmonie sein soll, gibt es auch in Zürich mit der Tonhalle Maag. Sie war das Übergangsgebäude des Tonhalle-Orchesters Zürich und verschaffte ihm durch den neuen Standort auch ein ganz neues Publikum. So soll es auch in München passieren und im Idealfall soll das Gebäude auch über das Interim hinaus genutzt werden. So ist es auch aufgebaut, beide Lösungen sind möglich: Eine temporäre oder dauerhafte. Und doch fällt auch der begrenzte Platz auf: Insgesamt können bis zu 1.956 Plätze besetzt werden, dann wird es aber auch sehr voll. Und auch in andren Bereichen staut es sich schnell und sehr große Symphonien können auch nicht gespielt werden, weil etwa keine Orgel eingebaut wurde. Die Isarphilharmonie ist als Interimslösung also ideal, um auch in der Zukunft Musik- und Orchestermetropole sein zu können, muss München aber sowohl die Gasteig-Sanierung als auch den Neubau des Konzertsaals abschließen.

Von Marco Frei | Erschienen in der Ausgabe 11/21 der nmz