Pressespiegel

Subtile Landschafts-Spiegelungen

By 28. August 2022August 29th, 2022No Comments

Nach zweijähriger Bauzeit ist der Erweiterungsbau für das Museum Arnhem fertiggestellt worden. Ausgehend von der reizvollen Grundstückslage haben Benthem Crouwel Architects eine kühne Stahlkonstruktion entwickelt, die rund 15 Meter weit ins Rheintal vorkragt. An der Außenhülle kamen individuell gefertigte Keramikkacheln mit schimmernd-spiegelnder Oberfläche zum Einsatz.

Gegründet wurde das Museum 1920, es befindet sich in einem 1873 errichteten Herrenhaus. Zum 100-jährigen Bestehen wurde das Museum saniert und erweitert. Es fand ein Architektenwettbewerb statt, 2016 wurde dann das Amsterdamer Büro Benthem Crouwel Architects, das in den letzten Jahren bereits viele Museumsprojekte betreut hat, beauftragt.

Insgesamt hat das Projekt 19 Millionen Euro gekostet. Dabei wurde zunächst der Altbau saniert und auf seine frühere Ausformung zurückgebaut. Ein Fokus lag hierbei auf der Kuppel und dem Raum darunter. In den Flügeln wurden zwei neue Galerien geschaffen, die die attraktive Lage betonen. An den westlichen Flügel wurde der Erweiterungsbau angeschlossen. Dieser ist betont minimalistisch und als Stahlkonstruktion errichtet. Er bietet weitere 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche. Nach Süden hin ragt er zudem 15 Meter frei schwebend ins Rheintal hinein. Und durch den frei zugänglichen Patio-Hof mit Aussichtsplattform können auch Besucher ohne Ticket den Blick genießen.

Der Bau war dabei herausfordernd: Aufgrund des Untergrunds konnte kein Gerüst zum Aufbau der frei tragenden Konstruktion genutzt werden, stattdessen wurde eine temporäre Gleitschiene errichtet, ein Vorgehen, dass vor allem aus dem Brückenbau bekannt ist. Dafür wurde in zwei Phasen vorgegangen: Zunächst wurde Anfang Dezember 2020 ein 11 Meter langer Abschnitt der Stahlfachwerkkonstruktion auf die Gleitschiene gelegt und rund 8 Meter über den Rand hinausgeschoben. Danach wurde ein 5 Meter langer Abschnitt als Gegengewicht angebracht, bevor zuletzt der gesamte Aufbau noch einmal verschoben wurde.

Auch beim Material achtete man auf den Standort und nutzte verschiedene Keramikfliesen. So wurden zum Beispiel 82.000 Keramikfliesen des friesischen Unternehmens Koninklijke Tichelaar genutzt. Die Fliesen sehen aus der Entfernung zunächst gleich aus, beim Näherkommen erkennt man dann die Unterschiede.

Von Robert Uhde | Erschienen am 28.08.2022 auf bba-online.de

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