Die Frankfurter Kulturdezernentin Ina Hartwig hat die Prüfung von drei Standorten für die Städtischen Bühnen präsentiert. Sie selbst hat einen neuen klaren Favoriten. Ihre Begründung überzeugt nicht recht.
Die favorisierte Lösung ist die sogenannte Spiegellösung: In dieser soll das Schauspiel einen Neubau mitten in der Wallanlage erhalten, schräg gegenüber der Oper, die am aktuellen Standort des Schauspiels neu gebaut werden soll. So würde zusammen mit dem Jüdischen Museum ein Enssemble von Kulturbauten entstehen, aber es wären starke Einschnitte in die Wallanlage nötig, was in Frankfurt nicht unbedingt gerne gesehen wird. Und der Theaterneubau würde freistehen und müsste von allen Seiten ansehnlich gestaltet sein, kein leichtes Unterfangen.
Die Kulturmeile, bisher Favorit der Kulturdezernentin, bei der eines der Häuser im Sockel eines Hochhauses untergebracht und das andere an alter Stele neu gebaut werden soll, ist für sie eher vom Tisch. Das liegt vor allem an möglichen Terminkollisionen, an schlechter Nahverkehrsanbindung und Grundstückskosten – was aber eigentlich alles schon vorher bekannt war. Ein weiterer Punkt ist aber, dass das Gelände für die Oper, wie es bisher geplant wäre, sehr klein ausfallen, für das Schauspiel aber möglich wäre.
Die dritte Variante, ein Neubau von beiden Gebäuden am aktuellen Standort, wird vor allem abgelehnt, weil hier das Platzproblem nicht gelöst würde und zudem zwei teure Interimsquartiere errichtet werden.
Und die Kosten sind ohnehin enorm – 1,3 Milliarden werden aktuell geschätzt. Daher wird auch der neue Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin Einfluss auf die Entscheidung nehmen müssen. Und es muss noch geklärt werden, inwiefern das Land Hessen zu einer Beteiligung bereit ist. Ende März wird über die Konsolidierung des Haushalts verhandelt, die Rechtfertigung einer solch hohen Investition wird nicht leichter.
Von Matthias Alexander | Erschienen am 23.02.2023 auf faz.net
