Die Debatte ums neue Luzerner Theater dreht sich vor allem um die umstrittene Fassade und das Gebäudevolumen. Soll das Projekt eine Chance haben, müssen die Verantwortlichen die Aufmerksamkeit auf das Innenleben des Gebäudes lenken.
Es soll drei schlichte Volumen und zwei große Fenster hin zur Reuss haben, der Altbau soll weitgehend erhalten werden. So soll das neue Luzerner Theater aussehen, das die Architekten Andreas Ilg und Marcel Santer entworfen haben. Die Diskussionen über das Gebäude reißen nicht ab, es gibt unter anderem bereits hämische Spitznamen. Aber nicht nur die öffentliche Meinung ist ein Problem, es haben auch mehrere ausgeschiedene Architekturbüros haben Beschwerde gegen den Entscheid des Preisgerichts. Dadurch wird die Weiterarbeit blockiert.
Und auch aus der Politik kommt Gegenwind: Die SP fürchtet einen Ausschluss der freien Theaterszene, die FDP ist unsicher, ob das Theater mit seinen über tausend Plätzen überhaupt genug Publikum anzieht. Daher hat man Angst vor einem Scheitern beim Volksentscheid. Bisher wurde vor allem von Expertinnen und Experten diskutiert, was das Risiko von Nebenschauplätzen erhöht. Wichtig ist eigentlich nur die Frage, ob man dieses Theater nun an dieser Stelle bauen will.
Dass der aktuelle Bau nicht mehr als Theater taugt, ist unbestritten. Es kann nur noch wenige Jahre betrieben werden, danach stünde eine sehr kostenintensive Sanierung an. Diese kann vielleicht die statischen Probleme lösen, aber nicht die tiefergehenden. Viele Gegner der Sanierung verkennen, wie wichtig ein neues Theater für Luzern wäre. Aber es braucht einen Befreiungsschlag, möglicherweise ist dieser gekommen, wenn der überarbeitete Entwurf vorgestellt wird.
Neben der Architektur ist aber auch das Innenleben sehr bedeutsam. Denn noch konnte es für die Bevölkerung nicht mit Leben gefüllt werden. Zwar gibt es großes Potential, wie etwa mit dem ebenerdig zugänglichem Hauptsaal, aber noch gibt es zu wenig Ideen zur Nutzung. Und kein Gesicht zum Theater, wie in manch anderem Projekt. Dabei ist es nun entscheidend, die Bevölkerung für das Projekt zu begeistern. Und dafür muss allen voran die Stadt Luzern als Bauherrin wesentlich entschiedener und sichtbarer hinter dem Vorhaben stehen als bisher.
Von Simon Mathis | Erschienen am 11.03.2023 auf luzernerzeitung.ch