Pressespiegel

Immer nur bauen?

By 11. Mai 2023Juni 12th, 2023No Comments

Knapp fünfzehn Monate ist er im Amt, Bayerns Minister für Wissenschaft und Kunst. Fünf Monate vor der Landtagswahl und mitten im Wahlkampf hat Markus Blume am Mittwoch im Landtag eine Bilanz der bayerischen Kulturpolitik unter Berücksichtigung der Nach-Corona-Lage vorgelegt. Sie fiel naturgemäß positiv aus: Kein anderes Bundesland investiere so viel Geld in Kultur wie der Freistaat, nämlich allein im laufenden Jahr knapp 899 Millionen Euro. Weswegen auch gern von der „Kultur-Milliarde“ gesprochen wird.

Dabei ist auch der Anteil der Kommunen niedriger geworden, er liegt bei unter fünfzig Prozent, anders als in manch anderen Bundesländern. Und auch die Auslastung der Spielstätten wird als sehr gut beschrieben. Auch Geschlechterverteilung in Führungspositionen ist ein Thema, bei dem Bayern punkten kann, nur bei der Barrierefreiheit hapert es noch etwas. Ein Thema, das für nicht ganz so viel Freude sorgt: Die vielen Sanierungsfälle. Für zwei Drittel aller staatlichen Baumaßnahmen ist das Kunstministerium Auftraggeber, dazu zählen aber auch Kliniken und Universitäten.

Gerade begonnen wurde der Bau eines Wissenschaftszentrum in Passau für 170 Millionen Euro, das Staatsschauspiel soll einen Neubau eines Proben- und Werkstattgebäudes erhalten.  Des Weiteren warten die geschlossene Neue Pinakothek, das Opern-Interimsgebäude in Nürnberg und das Konzerthaus in München auf Sanierung bzw. Neubau. Letzteres hat von Ministerpräsident Söder eine Denkpause verordnet bekommen, da die Kosten sich wohl auf eine Milliarde belaufen würden.

Besonders akut ist der Handlungsbedarf bei den Nazi-Bauten, der Hochschule für Musik und dem Haus der Kunst. Aber auch in die Zukunft wird geplant: Das Residenz- und Nationaltheater werden Riesenprojekte, sollen aber erst in den Dreißiger-Jahren angegangen werden, bei Biotopia steht noch gar kein Termin fest. Auf Blume kommen also weiter große Aufgaben zu.

Von Hannes Hintermeier | Erschienen in der FAZ am 11.05.2023