Die Ersatzspielstätte für das Nürnberger Staatstheater soll funktional und optisch ansprechend sein. Nun steht fest, wie sie genau aussehen wird. Klar ist aber auch: Es wird teurer als erwartet.
Die Pläne für eine Ersatzspielstätte des Nürnberger Staatstheaters an der Kongresshalle sind nun festgelegt. Der Stadtrat stimmte am Abend mit großer Mehrheit für den Entwurf des Architekturbüros LRO GmbH und Co. KG aus Stuttgart. Die Entscheidung erfolgte einstimmig hinter geschlossenen Türen, wobei der Stadtrat der Empfehlung der Opernhauskommission folgte. Zuvor hatte das Gremium auch über die Finanzierung des gesamten Kulturareals an der Kongresshalle abgestimmt. Neben den Räumen für das Staatstheater sollen auf mehr als 7000 Quadratmetern Ateliers, Werkstätten und Veranstaltungsräume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen.
Der ausgewählte Entwurf überzeugte laut Staatsintendant Jens-Daniel Herzog vor allem durch seine Funktionalität. Er beeinträchtigt die Wahrnehmung des Kongresshallen-Torsos nicht wesentlich und stellt zudem eine Gegenposition zu diesem dar. Die Bauarbeiten sollen 2025 beginnen, wobei die Kosten für das gesamte Vorhaben ursprünglich auf 211 Millionen Euro veranschlagt waren. Laut der aktuellen Beschlussvorlage könnten die Kosten jedoch auf rund 296 Millionen Euro steigen, hauptsächlich aufgrund gestiegener Baupreise und einer verlängerten Nutzungsdauer der Spielstätte von mindestens 25 Jahren anstelle der ursprünglich geplanten zehn Jahre. Allein für den Ergänzungsbau belaufen sich die Kosten auf etwa 85,5 Millionen Euro, wovon 75 Prozent der Freistaat übernehmen soll.
Das historische Opernhaus in der Innenstadt ist marode und wird bald nicht mehr betrieben werden können. Die Sanierung des Opernhauses wird viele Jahre in Anspruch nehmen. Daher sollen Oper und Ballett in der Zwischenzeit eine vorübergehende Spielstätte im Innenhof der Kongresshalle erhalten. Diese Ersatzspielstätte soll auch nach der Rückkehr des Staatstheaters ins Opernhaus weiterhin für Musik und Theater genutzt werden. Die Kongresshalle, ein Monumentalbau des ehemaligen NS-Reichsparteitagsgeländes, war ursprünglich für 50.000 Menschen konzipiert, wurde jedoch wegen des Zweiten Weltkriegs nie fertiggestellt. Heute ist sie vor allem ein Symbol für das Scheitern der Nazis und ihres Größenwahns.
Erschienen am 18.07.2024 auf sueddeutsche.de