Im Deutschen Architekturmuseum Frankfurt untersucht eine Ausstellung die Zukunft der Theaterbauten. Sie vergleicht teure mit gelungenen Fällen.
Aktueller könnte sie nicht sein, wurde doch erst vor gut zwei Wochen öffentlich, dass die Sanierung der Stuttgarter Oper wohl zwischen 1,5 und 2 Milliarden kosten und vier Jahre später als geplant werden könnte. Immer wieder zeigt sich, dass nicht nur Neubauten, sondern auch Sanierungen teurer werden und länger dauern.
Ein bekanntes Beispiel sind die Bühnen Köln. Bereits 2015, also vor gut zehn Jahren, sollte die Oper wiedereröffnet werden, aktuell gibt es keinen bestimmten Termin, zu dem man fertig sein will. Auch hier geht man nun von um die 1,5 Milliarden an Kosten aus.
Bereits vor sechs Jahren hatte eine Ausstellung zu einem ähnlichen Thema stattgefunden, damals mit dem Schwerpunkt der Bühnen der Stadt Frankfurt, deren Sanierung 900 Millionen kosten sollte. Der Sanierung bzw. dem Neubau kommt man nun langsam näher, von der Zahl unter einer Milliarde musste man sich aber auch hier verabschieden.
Dass es in Deutschland immer wieder zu Problemen kommt, ist kein Zufall. Viele Theater wurden auf Ruinen aus dem zweiten Weltkrieg aufgebaut, immer wieder umgebaut und erweitert, ohne auf die Substanz zu achten. Jahrzehntelang wurden Sanierungen aufgeschoben, nur nötige Kleinarbeiten absolviert. Das rächt sich nun.
Um aufzuzeigen, wie es geht und wie es nicht geht, werden in der Ausstellung positive wie negative Beispiele aus Deutschland und Europa präsentiert. Als besonders positiv gilt das Opernhaus in Oslo.
Aber nicht nur die reinen Zahlen und Fakten stehen im Fokus, auch der Prozess in den Städten. Deutlich wird unter anderem, dass Theater heute eine andere Rolle einnehmen sollen als in der Vergangenheit. Sie sollen nicht nur elitäre Stätten für Schauspiel und Musik sein, sondern ganztags begehbare Begegnungsorte. Nur so kann man sie und die teuren Sanierungen vor der breiten Bevölkerung legitimieren. Das zeigen auch die positiven Vorbilder in Skandinavien.
Als gelungenes Beispiel aus Deutschland wird der Kunstpalast Dresden gezeigt. Hier sitzen die Dresdner Philharmoniker, die Stadtbibliothek ist im Gebäude untergebracht und auch ein Kabarett befindet sich in den Räumlichkeiten. So ist das Haus den ganzen Tag belebt. Auch die Isarphilharmonie, die eigentlich nur Ausweichspielstätte werden sollte, sowie der Neubau des Volkstheaters in München werden lobend erwähnt.
Was die Ausstellung deutlich zeigt: Es muss sich etwas tun, um den immer weiter steigenden Kosten und verzögerten Zeitplänen zu stellen. Aber eine Blaupause für die eine gelungene Sanierung oder den einen gelungenen Neubau gibt es nicht.
Von Regine Müller | Erschienen am 18.11.2024 auf taz.de