Pressespiegel

Museum für Carl Orff Sanierung und Erweiterung von meck architekten in Dießen am Ammersee

By 19. November 2025November 24th, 2025No Comments

Knapp drei Jahrzehnte lebte der Komponist Carl Orff in Dießen am Ammersee, unweit seines Geburtsortes München. Ein Ensemble bestehend aus seinem Wohnhaus und einem kleineren Arbeitshaus, fiel nach seinem Tod 1982 an die Carl-Orff-Stiftung, die seine vierte Ehefrau Liselotte Orff später leitete.

meck architekten aus München haben den Auftrag erhalten, das ehemalige Wohn- und Arbeitshaus des Komponisten Carl Orff in Dießen am Ammersee zu renovieren und durch einen modernen Neubau zu erweitern. Ziel ist die Umwandlung des denkmalgeschützten Anwesens in ein Museum, das seinem Leben, Wirken und seiner musikalischen Bedeutung gewidmet ist. Das Projekt entstand aus einem Wettbewerb, den meck architekten 2019 gewannen.

Bei der Sanierung wird das historisch reduzierte Nachkriegsgebäude behutsam restauriert. Im Wohnhaus wird ein Museumscafé eingerichtet und ein „Wohnzimmer“ geschaffen, in dem auch standesamtliche Trauungen möglich sind. Die oberen Etagen beherbergen weiterhin die Verwaltungsräume der Stiftung. Das Arbeitshaus bleibt besonders wertvoll: Es enthält das original erhaltene Arbeitszimmer von Orff, inklusive seines Flügels, auf dem er die „Carmina Burana“ komponierte.

Der neue Bau windet sich als „Spange“ um die beiden historischen Gebäude und folgt der Topografie des Grundstücks sowie einer bestehenden Pergola. Er besteht aus einem Foyer, einem hohen Saal für Veranstaltungen, einem großen Ausstellungsbereich und Nebenzonen im Untergeschoss. Die Höhenstaffelung des Neubaus respektiert die Silhouette des bestehenden Ensembles, sodass die Präsenz des Altbestands weiterhin spürbar bleibt.

Materialwahl und Konstruktion setzen bewusste Kontraste: Der Neubau verwendet einen Infraleichtbeton mit hoher Dämmleistung und reduziertem Betonanteil, was zu einem monolithischen Erscheinungsbild führt. Im Inneren sorgen handgefertigte Eichenholzelemente und sichtbarer Beton für eine warme, zugleich robuste Atmosphäre. Der Veranstaltungsraum ist durch Tonnengewölbe mit filigranen Rippen charakterisiert, die formal an Notenlinien erinnern.

Große Fensteröffnungen geben den Blick frei auf die umgebende Landschaft – von den Hügeln am Ammersee über Kloster Andechs bis zu entfernten Bergzügen. So entsteht eine starke Verbindung zwischen Architektur und Natur, im Sinne einer Komposition, die Orffs musikalischem Schaffen gerecht wird.

Für das Ausstellungskonzept zeichnet das von von Wolffersdorff Studio entwickelte Design verantwortlich. Es richtet sich nicht nur an Musikliebhaber und Kulturinteressierte, sondern auch an Familien und Kinder – inspiriert vom musikpädagogischen Ansatz des Orff-Schulwerks. Gleichzeitig thematisiert das Museum Orffs komplexes Lebenswerk, darunter auch die Auseinandersetzung mit seinem umstrittenen Wirken in der Zeit des Nationalsozialismus.

Die Außenanlagen rund um das Anwesen werden von lohrer.hochrein landschaftsarchitekten gestaltet. Für das 2.340 Quadratmeter große Projekt kalkuliert meck architekten mit Baukosten von etwa 11 Millionen Euro in den wichtigsten Kostengruppen, finanziert überwiegend durch die Carl-Orff-Stiftung.

Von Stephan Becker | Erschienen am 19.11.2025 auf baunetz.de