Der Neubau von Oper und Theater in Frankfurt ist dringlicher denn je – und er böte eine große Chance. Das zeigt eine Podiumsdiskussion über die Zukunft der Städtischen Bühnen.
Die Besucher bekommen vom Sanierungsbedarf nicht viel mit, aber in den 1000 Räumen hinter der Bühne gibt es kaum zumutbare Arbeitsbedingungen, vor allem aufgrund der veralteten Haustechnik. Die merkt man auch im Zuschauerraum, denn wenn dort die Klimaanlage ausfallen würde, würde die Luft nur für drei Minuten reichen. Dadurch wird natürlich der weitere Betrieb gefährdet.
Eine Sanierung sei nicht möglich, daher sollen die Bühnen abgerissen und neu gebaut werden, wo, ist aber noch nicht klar. Dazu werden verschiedene Varianten mit Vor- und Nachteilen sowie Kosten geprüft. Drei stehen noch in der engeren Wahl.
Die erste Variante sieht einen Doppelbau am aktuellen Standort, dann bräuchte man aber zwei Interimsbühnen. Außerdem können die Werkstätten nicht mehr am selben Ort gebaut werden, da aufgrund geänderter Anforderungen kein Platz mehr wäre.
Alternativ könnte man die beiden Spielstätten räumlich trennen, das Schauspielhaus könnte auf Höhe des Eurozeichens errichtet werden, die Oper an der bisherigen Stelle des Theaters neu entstehen. Das wird als Spiegelvariante bezeichnet.
Die letzte Option ist, dass nur eine Bühne am Willy-Brandt-Platz bleibt und die andere auf dem Grundstück der Frankfurter Sparkasse an der Neuen Mainzer Straße realisiert wird. Dieses gehört aber leider nicht der Stadt. Diese Variante wird „Kulturmeile“ genannt und wird von den Teilnehmern der Podiumsdiskussion bevorzugt.
Aber nicht nur der Ort, sondern auch die Art des Neubaus stehen im Fokus. Die Theater sollen nicht mehr abgeschlossen und nur für Vorführungen geöffnet sein, stattdessen sollen sie im Sockel auch tagsüber zugänglich sein, etwa über ein Café oder eine Bibliothek. Orientiert werden soll sich an den Theatern in Kopenhagen und Oslo.
Von Rainer Schulze | Erschienen am 17.06.2022 auf faz.net
