Pressespiegel

Kosten von über 700 Millionen Euro: Münchens OB Dieter Reiter verspricht Gasteig-Sanierung

By 18. Juli 2023Juli 24th, 2023No Comments

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter kündigt beim Kulturempfang die große Lösung für den Gasteig an: Nicht weniger als eine Generalsanierung soll es werden. Diese würde über 700 Millionen Euro kosten. Beteiligt sich der Freistaat Bayern daran?

Im Herbst muss der Stadtrat darüber entscheiden, der Oberbürgermeister machte aber klar, dass er eine Generalsanierung befürwortet. Ob und wie diese stattfinden kann uns soll, wird seit Jahren diskutiert. Der Bau kostete bis zur Eröffnung im Jahr 1985 372 Millionen Mark, schon damals waren die Kosten immer wieder angestiegen. Nun müssen zwangsläufig Haustechnik und Brandschutz auf den neuesten Stand gebracht werden, auch in verschiedenen anderen Bereichen gibt es Bedarfe. Seit 2008 ist klar, dass eine Sanierung nötig ist, es passierten aber lange höchstens Schönheitsreparaturen.

2015 wurde die städtische Betriebs-GmbH beauftragt, mit den Münchner Philharmonikern, der Stadtbibliothek, der Musik- und Volkshochschule sowie anderen Nutzern ein Nutzerbedarfsprogramm zu erstellen. Daran schloss sich ein Architektenwettbewerb an, der unentschieden und mit einem langen Rechtsstreit endete.

Im Frühjahr 2019 waren der SPD dann 450 Millionen für eine Generalsanierung zu viel, sie wollten nur noch 300 ausgeben. Man unterlag im Stadtrat, aber der CSU und den Grünen, diese hielten an der Generalsanierung für 450 Millionen fest. Mit dem letztlich siegreichen Architekturbüro Henn ging es weiter und dieses legte 2020 eine Vorplanung vor. Nach dieser soll eine weitgehende Neukonzeption des Gebäudes erfolgen. Damit man im Budget bleiben kann, wurde der Gasteig GmbH die Planung entzogen und dem Baureferat übertragen. Außerdem sollte ein Investor gefunden werden – dies gelang aber leider nicht.

Die Vorbereitungen der Sanierung liefen dennoch weiter, im Herbst 2021 wurde die als Interim geplante Isarphilharmonie eröffnet, die erstaunlich günstig war und erstaunlich gut ankam. Auch die weiteren bisherigen Nutzer zogen aus dem Gebäude aus, im Gasteig wurde kurz ein Impfzentrum eingerichtet, dann stand er leer, bis Ende 2023 wird sie nun durch die gemeinnützige GmbH „Fat Cat“ genutzt.

Innerhalb der grünroten Koalition in München ist man sich uneinig, CSU und Grüne sind für die Generalsanierung mit Neukonzeption, die SPD hätte lieber die etwas kleinere Version, bei der die Philharmonie optimiert, Bibliotheks- und Verwaltungstrakt aber nicht großartig verändert werden.

Die Kosten haben sich dabei nach einer erneuten Rechnung durch die Stadt noch einmal verändert: Die Generalsanierung mit Neukonzeption würde 710 Millionen Euro kosten, damit wäre sie nur 100 Millionen teurer als die Variante, in der man kaum sehen könnte, wofür das Geld ausgegeben würde. Dennoch sind die Kosten sehr hoch, vor allem da man keinen Investor fand und die Stadt die Rolle der Bauherrin übernehmen müsste.

Daher warb der Oberbürgermeister noch einmal für eine Beteiligung des Landes – dies wäre aber das aus für ein Konzerthaus im Werksviertel. Das wünscht sich vor allem das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, es wäre aber zumindest in Teilen eine Dublette des Gasteigs. Aktuell ist ihm eine Denkpause von Ministerpräsident Söder verordnet, vor allem aufgrund der Kosten, aber auch, weil nicht ganz klar ist, warum jedes Orchester einen eigenen Saal braucht, zumal niemand die Isarphilharmonie wieder abreißen möchte. Eigentlich bräuchte es ein übergreifendes Gesamtkonzept für die teilweise vom Freistaat, teilweise von der Stadt betriebenen Konzertsäle Philharmonie, Isarphilharmonie, Herkulessaal und Prinzregententheater, dies gibt es aber noch nicht.

Von Robert Braunmüller | Erschienen am 18.07.2023 auf abendzeitung-muenchen.de

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