Pressespiegel

Es gibt keine optimale Lösung für die Städtischen Bühnen

By 25. Juli 2023Juli 26th, 2023No Comments

Die Stadtverordneten in Frankfurt haben in der letzten Sitzung vor der Sommerpause wieder nicht über den neuen Standort für Oper und Schauspiel entschieden. Das liegt daran, dass es keine einfache Lösung gibt. Keine der drei Varianten für den Neubau der Bühnen ist ideal. Alle haben Vor- und Nachteile.

Der Vorteil des Neubaus der Doppelanlage am Willy-Brandt-Platz ist vor allem die Tradition des Ortes. Seit mehr als 120 Jahren steht dort ein Theater. Damit ist der Standort auch fest im Bewusstsein der Einwohner verankert. Und auch das denkmalgeschützte Wolkenfoyer könnte in den Neubau integriert werden, materiell werden aber wohl nur zehn Prozent des Wolkenfoyers erhalten bleiben kann. Zudem wäre kein Bebauungsplanverfahren nötig und es müssten keine Bäume gefällt werden.

Auf der anderen Seite müsste man zwei Interimsspielstätten finden, hier gibt es zwar bereits Optionen, aber auch bei diesen kann es zu Problemen kommen. Ein weiteres Problem: Für Werkstätten und Probebühnen wäre kein Platz – was sich aber ggf. über einen Architektenwettbewerb klären ließe.

Die zweite Option ist die Spiegelvariante. Diese Variante würde das Schauspiel in der Wallanlage an der Gallusanlage verorten – die geschützt ist und eine Ausnahmeregelung benötigen würde. Im Zuge der Arbeiten würden 16 alte Bäume gefällt, ebenso die steinernen, im Sommer sehr beliebten Sitzbänke mit Blick auf die Bühnen. Auch die Blickachse von der Münchener Straße zum Rathausturm Langer Franz wäre durchbrochen, ebenso der Blick auf das frühere Hotel Fürstenhof an der Gallusanlage. Und auch der Überhitzungseffekt würde steigen.

Es gäbe aber auch Vorteile: Man könnte den Willy-Brandt-Platz neugestalten, etwa mit viel Grün. Außerdem würde man nur eine Interimsspielstätte brauchen. Trotzdem blieben die Kosten im Vergleich zu zwei Neubauten nahezu gleich.

Die letzte Option ist die Kulturmeile. Hier kämen noch Grundstückskosten hinzu. Ein Bühnenteil würde an die Neue Mainzer Straße 47-51 ziehen, wo derzeit das Hochhaus der Frankfurter Sparkasse steht. Die muss dem Verkauf des Grundstücks noch zustimmen. Und es müssten auch hier alte Bäume gefällt werden – insgesamt 17. Dafür würde am Willy-Brandt-Platz eine große Grünfläche entstehen. Ein weiteres Problem: Wegen der Baulogistik wäre der Abriss des Sparkassenhochhauses erst ab 2028 möglich, denn nebenan wird gerade erst gebaut.

Vorteil der Kulturmeile: Das meiste Grün, die Frankfurter Kulturorte Alte Oper, Oper, Schauspiel, Jüdisches Museum wären an einem Band aufgereiht. Und die Werkstätten und Probebühnen wären wie bei der Spiegelvariante integriert. Bei allen Varianten wäre die verkehrliche Anbindung sehr gut.Der Hauptgrund, aus dem noch keine Entscheidung gefällt wurde: Die Kosten. 2017 waren 700 Millionen Euro geplant, nun sind es schon 1,3 Millionen. Und mit jedem Jahr, mit dem sich der Bau verzögert, kommt ein zweistelliger Millionenbetrag hinzu. Und noch ist die Stadt damit allein, das Land Hessen hat noch keine Zusagen zu Zuschüssen gemacht.

Von Florian Leclerc | Erschienen am 25.07.2023 auf fr.de

Link zum Artikel