Die im Nordwesten der mecklenburgischen Seenplatte gelegene Stadt Parchim wird von der Elde durchflossen, an der seit dem frühen 19. Jahrhundert mehrere Mühlen standen. Später kamen dampfbetriebene Anlagen hinzu. Die 1897 errichtete, sechsgeschossige Elde-Mühle wurde kürzlich von D/Form (Berlin) zum Theater- und Museumsstandort Kulturmühle Parchim umgebaut und dabei auch um einen Neubau erweitert. Das Büro erhielt den Zuschlag zur Realisierung des Bauvorhabens über einen Bieterwettbewerb in Gemeinschaft mit dem Generalübernehmer HTG Hoch- und Tiefbau Gadebusch.
Seit 2018 wurde die Planung und Umsetzung des Ensembles in Parchim vorangetrieben, und im letzten Jahr wurde es schließlich eröffnet. Es wird nun vom Stadtmuseum Parchim und dem Mecklenburgischen Staatstheater genutzt. Ähnlich wie in der Tuchfabrik Finsterwalde in Brandenburg ist auch hier die Transformation zu einem Kulturort gelungen, dank der Arbeit von Habermann Architektur aus Berlin und Finsterwalde.
Das Bestandsgebäude, eingebettet in die mittelalterliche Stadtbefestigung am Rande der Altstadt von Parchim, wurde um einen würfelförmigen Theateranbau erweitert, der sowohl die Materialität als auch die vertikale Fassadengliederung des Bestandes übernimmt. Die Erweiterung umfasst auch einen neuen Vorplatz direkt am Wasser, der durch den Rückbau bestehender Getreidesilos im Hofbereich ermöglicht wurde, und eine schmale Uferpromenade, die eine direkte Verbindung zur Altstadt schafft.
Der Gebäudekomplex wird über den Haupteingang im Altbau erschlossen, wobei der ehemalige Mühlenbetrieb das Innere charakterisiert und somit die industriegeschichtlichen Zusammenhänge weiterhin erlebbar macht. Der Altbau beherbergt nun die neuen Ausstellungsräume des Stadtmuseums sowie ein Restaurant mit kleiner Bühne und die örtliche Touristeninformation im Erdgeschoss. Der Erweiterungsbau beherbergt alle Räume des Staatstheaters, einschließlich des großen Theatersaals, Probebühnen, Künstlergarderoben und Werkstätten. Der Neubau integriert sich nahtlos in die bestehende Struktur und umfasst eine Bruttogeschossfläche von 5.450 Quadratmetern bei Gesamtkosten von rund 39 Millionen Euro.
Erschienen am 26.04.2024 auf baunetz.de